Lebendiges Judentum in Mainz - und die 10a mittendrin
Hinzugefügt am 04. Februar 2022
Lebendiges Judentum in Mainz - und die 10a mittendrin
Im Rahmen einer Projektarbeit für den Leo-Trepp-Preis besuchte die Klasse 10a mit ihrer Deutschlehrerin Frau Scherf das jüdische Gemeindezentrum und die darin integrierte, neue Synagoge in Mainz.
Morgens um 8:30 Uhr ging es mit dem Zug los nach Mainz. Während der Zugfahrt wurden in illustrer Runde viele interessante Gespräche geführt.
Als wir dann gegen halb 10 in Mainz angekommen waren, durften wir zunächst ein wenig die Bahnhofsgegend erkunden und uns bei Dunking Donuts stärken. Kurz darauf machten wir uns auf den Weg zum 10 Minuten entfernten Gemeindezentrum und der Synagoge der jüdischen Gemeinde Mainz.
Als wir am Ziel ankamen, dachten viele, dass wir hier falsch seien, denn wir standen vor dem modernsten Gebäude des ganzen Viertels. Eine sehr eigenwillige und beeindruckende Architektur fing unseren Blick. Und die Erklärung zur sonderbaren Außenform: Die Synagoge und das Gemeindezentrum bilden die Buchstaben des hebräischen Wortes „Kedushah“, was so viel wie ‚heilig‘ oder ‚Heiligung‘ bedeutet. Durch das Gemeindezentrum und die Synagoge erhielten wir eine Führung. Sie startete im Konzertsaal und ging dann über in die eigentliche Synagoge. In der Synagoge mussten alle Jungen der Klasse eine Kopfbedeckung tragen. Der untere Teil der Synagoge, bei Kirchen ist dies vergleichbar mit dem eigentlichen Kirchenschiff, ist während des Gottesdienstes für die Männer reserviert und die Empore oben für die Frauen und Kinder. Die Bänke hatten die Form ל , was dem hebräischen L entspricht und was für Leben steht. Hieran kann man erkennen, dass das Judentum eine so genannte Wortreligion ist. Die Wände sind mit goldenen hebräischen Schriftzeichen ausgekleidet und teilweise mit Auszügen aus der Tora beschrieben. Wir lernten, dass das zentrale Fenster die Form des Talmuds, dem großen Regelwerk, hat und dass der „Altar“ immer nach Osten und somit zum Toraschrein ausgerichtet ist. Wir erfuhren etwas über die Torarollen und ihre Wichtigkeit für die Juden. Anfassen durften wir sie jedoch nicht, da dies nur Männer mit einer Bar Mitzwa machen dürfen. Vor der Frauenempore waren ein Modell der alten Mainzer Synagoge, einem klassizistischen Bau, der an gleicher Stelle stand und zerstört wurde, und eine Zeittafel zu sehen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass wir nun die Religion und Kultur des Judentums besser verstehen können und wissen, welches auch alltägliche Erbe wir von ihr noch heutzutage mittragen, z.B. Wörter wie Schlamassel, was Unglück bedeutet (heb. Massel: Glück - schlimasl: Unglück).
Wusstet ihr eigentlich, dass das Briefgeheimnis aus den Mainzer SchUM-Stätten stammt oder dass die Redewendung „Der Haussegen hängt schief“ im Jüdischen eine ganz positive Bedeutung hat, da vor jeder jüdischen Haustür ohnehin ein traditionell schräg angebrachter Segen hängt?
All diese Informationen erhielten wir an diesem Tag und werden sie in unsere Wettbewerbsteilnahme zum Thema „1700 Jahre Judentum in Deutschland“ mit einfließen lassen.
Nach der Tour schossen wir noch ein Gruppenfoto und dann ging’s zum Bahnhof.
Was für ein toller und abwechslungsreicher Schultag!
Timmy Barth, 10 a
Eingestellt von Timmy Barth/ Scherf/ Bn