Projektwoche — Antisemitismus

Hinzugefügt am 10. Mai 2025

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Projektwoche — Antisemitismus

Im Rahmen der Projektwoche des Elisabeth Langgässer Gymnasiums hat sich eine Gruppe von 21 Schülern, begleitet von Frau Hubmann und Frau Brix, mit dem Thema Antisemitismus beschäftigt. Hierzu fanden drei Veranstaltungen bzw. Exkursionen statt, die in einer Dokumentation festgehalten und auf dem Schulfest gezeigt wurden.

 

Stadtrallye durch Alzey

Die Woche startete mit einem Stadtrundgang durch Alzey, geleitet von Frau Göttel-Becker. Dabei wurden verschiedene Stationen besucht, an denen jüdische Geschichte und die Verfolgungung von Juden unter der NS-Zeit sichtbar gemacht wurden. Die Tour machte deutlich, wie tief der Antisemitismus in den Alltag eingedrungen war und welche Menschen besonders davon betroffen waren. Auf unserem Stadtrundgang haben wir uns die Nikolaikirche mit den Gedenktafeln angesehen. Die gesamte Führung über haben wir immer wieder neue Stolpersteine entdeckt. Wie zum Beispiel den Stolperstein von Johannes A. Mayer, der aufgrund seiner Homosexualität verfolgt wurde. Außerdem waren wir bei der Gedenkbank der Familie Strauß. Sie steht für die Erinnerung an das Schicksal der Familie. Anschließend schauten wir uns die Judengasse an. Am Schluss erzählte uns Frau Göttel-Becker die Geschichte von Elisabeth Langässer, der Namensgeberin unserer Schule. Sie hatte in jungen Jahren eine Tochter namens Cordelia Edwardson mit einem jüdischen Juristen bekommen. Während der NS-Zeit wurde diese verfolgt und  n ein Konzentrationslager deportiert.

 

Besuch der Zeitzeugin Henriette Kretz - Kloster Jakobsberg

Dienstags sind wir nach Ockenheim zum Kloster Jakobsberg gefahren. Dort haben wir Henriette Kretz getroffen, die in früher Kindheit als Jüdin der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt war.

Henriette Kretz wurde 1934 in Stanislawów geboren und lebte seit 1939 in Lemberg, wo ihr Vater als Leiter einer Klinik für tuberkulosekranke Kinder arbeitete. Nach dem Einmarsch der Deutschen musste sie mit ihrer Familie fliehen und sich immer wieder verstecken. Sie entkam während der ganzen Jahre mehrfach der Deportation, indem sie zum Beispiel über Kontakte ihrer Eltern bei einer polnisch-ukrainischen Familie versteckt werden konnte, wo sie aber entdeckt und inhaftiert wurde. Im Anschluss an das Gefängnis verbrachte sie einige Zeit in einem Ghetto und überlebte schlussendlich in einem Waisenhaus, nachdem sie hatte mitansehen müssen, wie ihre Eltern erschossen worden waren. Sie flüchtete zu Fuß über mehrere Tage alleine als Zehnjährige durch Wälder zurück nach Lemberg. Die Leiterin des Waisenhauses gab Henriette Kretz als polnisches Waisenmädchen aus, sodass sie das erste Mal auf ihrer Flucht einen sicheren Ort gefunden hatte, wo sie bleiben konnte. Ihre Geschichte zeigte uns Mut und Hoffnung in sehr dunklen Zeiten. Und Henriette Kretz hat uns dies mit ihren 91 Jahren eindrücklich vermitteln können.

Der Verfassungsschutz kommt

Am Mittwoch hatten wir Besuch vom Verfassungsschutz. Herr Groth kam zu uns in die Schule und sprach mit uns über das Thema Antisemitismus und wie uns dies aktuell in der Gesellschaft begegnet. Es wurde schnell klar, wie wichtig dieser Projekttag ist. Zuerst erklärte uns Herr Groth, was Antisemitismus eigentlich bedeutet. Viele dachten, sie wüssten es, aber beim genaueren Hinsehen wurde deutlich: Es steckt viel mehr dahinter als nur Beleidigungen oder offensichtlicher Hass. Antisemitismus zeigt sich auch in Symbolen und Codes, die man vielleicht schon mal gesehen, aber nicht erkannt hat. Besonders spannend (und teilweise auch erschreckend) war zu sehen, wie gut solche Symbole in der Öffentlichkeit versteckt werden, sogar in Social Media. Herr Groth zeigte uns, wie der Verfassungsschutz solche Zeichen erkennt und was seine Aufgabe überhaupt ist.

Wir sprachen auch über Rechtsextremismus, islamistischen Extremismus und allgemein über Formen von Extremismus, die unsere Demokratie bedrohen. Man darf nicht einfach wegschauen. Antisemitismus beginnt oft im Kleinen und genau da muss man aufmerksam sein. Der Tag hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, Haltung zu zeigen.

Eingestellt von Hubmann/ Bn