Psychischen Erkrankungen vorbeugen - Wie geht das?
Hinzugefügt am 23. Februar 2023
Psychischen Erkrankungen vorbeugen – wie geht das?
Um diese wichtige Frage ging es am 7. Februar im Vortrag von Dr. Christoph Gerth, Chefarzt der Allgemeinpsychiatrie 1 und 2 der Rheinhessen Fachklinik, vor 140 Schülerinnen und Schülern der 9. Klassen sowie am 9. Februar an einem thematischen Elternabend mit rund 100 Gästen in unserer Mensa.
Psychische Erkrankungen seien Erkrankungen des Gehirns, hob Dr. Gerth gleich zu Beginn hervor. Anhand von MRT- und CT-Aufnahmen veranschaulichte er zunächst, was sich im Laufe der normalen Entwicklung von der Geburt bis zum Alter von 25 Jahren im Gehirn verändert. Die Pubertät sei der „Frühjahrsputz“ des Gehirns, also eine besonders aktive Phase der Veränderung, in der sich die neuronalen Vernetzungen optimierten. Dabei stelle sich das jugendliche Gehirn auf ein Erwachsenen-Gehirn um. Dieser Prozess sei bei Frauen mit 25 Jahren und bei Männern mit 26 Jahren abgeschlossen.
Dr. Gerth erklärte anhand von Statistiken, zum Teil erschreckenden Beispielen und aktuellen Forschungsergebnissen, wie Nikotin, Alkohol und Cannabis das Gehirn schädigen, insbesondere das im Umbau befindliche jugendliche Gehirn. Die zerebralen Schäden seien umso größer, je früher mit dem Drogenkonsum begonnen werde. Die Folgen seien irreparable Psychosen, Depressionen oder ähnliche psychische Erkrankungen.
Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen widerlegte er auch die Verharmlosung von Rauschgiften, wie wir sie in der aktuellen Debatte um die Legalisierung von Cannabis erleben.
Doch nicht nur Drogen beeinträchtigen die psychische Gesundheit. Das Gehirn sei ein langsames Organ, betonte Dr. Gerth. Es brauche täglich Zeit, um sich zu regenerieren und dabei benötige es Unterstützung. Diese liefere ein Basisprogramm für seelische Gesundheit. Und das – hier auf eine kurze Formel gebracht - sehe folgendermaßen aus:
Finger: weg von Drogen.
Fork: gut und gesund essen, mindestens 80 – 90 % pflanzliche Kost.
Feet: für ausreichend Bewegung sorgen. Wünschenswert wären 30 Minuten am Tag, aber im Prinzip zähle jeder Schritt und jede Minute.
Sleep: auf genug Schlaf achten. Der Schlaf habe eine wichtige Selbstreinigungsfunktion für das Gehirn. Wer den Wecker brauche, um aufzuwachen, sei nicht ausgeschlafen.
Stress: ausgleichen, z.B. durch Spazierengehen, Yoga, Achtsamkeitsübungen.
Social bonds: soziale Kontakte pflegen. Mit einem gemeinsamen Spaziergang in der Natur könne man mühelos gleich drei Elemente des Basisprogramms kombinieren.
Jeder und jede Einzelne habe es in der Hand, etwas für die psychische Gesundheit zu tun. „Ich liefere Ihnen nur die Fakten, entscheiden müssen Sie selbst!“, so die Devise von Dr. Gerth.
Am Ende der anderthalbstündigen Veranstaltung gab es großen Applaus für einen kurzweiligen Vortrag, in dem die komplexen Inhalte und Zusammenhänge so dargeboten wurden, dass sie beim interessierten Publikum sehr gut ankamen und bei dem auch der Humor nicht zu kurz kam.
Wir freuen uns schon jetzt auf eine Wiederholung der Veranstaltung im nächsten Schuljahr!
Eingestellt von Aßmann-Busch/ Bn