Dem Weihnachtsfest auf der Spur
Hinzugefügt am 26. November 2016
1. Der Aufbruch
Tief unter der Erde gab es eine Welt, von der die Menschen nichts wussten.
Hier lebten die Erd-Murxelz kleine, ganz außergewöhnliche Lebewesen, die
seit vielen hundert Jahren in Höhlen und Gängen tief unter der Erde wohnten.
Die Murxel sahen ulkig aus und waren äußerst flink und wendig. Außerdem
waren sie unglaublich neugierig. Sie scheuten das Licht und die Menschen, die
über ihnen lebten, und waren gleichzeitig brennend daran interessiert, wie das
Leben über ihnen wohl sein mochte. Die Menschen hatten keine Ahnung, dass
es die Murxel gab, denn die kleinen Wesen hatten es über viele Generationen
geschafft, das Geheimnis ihrer Existenz zu wahren.
Es geschah in der Vorweihnachtszeit. Es war kalt und dunkel unter der Erde.
Die Murxel wärmten sich gegenseitig, langweilten sich etwas und schliefen viel,
sofern das möglich war. Denn über ihnen ging es äußerst geräuschvoll zu. Bis in
den letzten unterirdischen Gang knisterte, rumpelte, raschelte und duftete es von
oben. Die Murxel hatten gute Ohren und feine Nasen und rätselten, was wohl bei
den Menschen los war.
Die besonderen Düfte und geheimnisvollen Geräusche stachelten die Neugier und
Abenteuerlust des Erd-Murxels Aggo besonders an. Nichts hielt ihn mehr zurück.
Er wollte nach oben zu den Menschen.
Immer den Geräuschen nach kroch er durch endlose feuchte, verwinkelte Gänge
hindurch - und sah endlich Licht. Geschafft! Neugierig reckte er seine Nase in
die Winterluft. Huh, war das kalt und windig! Er huschte über das verschneite
Feld. Gleich beim ersten Haus machte er Halt und staunte. Das Haus war
wunderschön geschmückt. An der Tür hing ein grüner Kranz mit einer riesigen
roten Schleife und vielen bunten Kugeln und Sternen. Selbst die Tanne im Garten
war geschmückt und eine Lichterkette funkelte so schön, dass Aggo unter seinem
warmem Fell eine Gänsehaut bekam.
Ein Fenster des Hauses war gekippt und hell erleuchtet. Flink sprang Aggo auf
die Fensterbank. Auf den Hinterbeinen stehend machte er Männchen und lugte
vorsichtig ins Innere. Ein Menschenkind saß vor einem Kaminfeuer an einem
Tisch und schrieb irgendetwas andächtig auf ein Blatt Papier. Dabei murmelte es
vor sich hin, was es aufschrieb: „Inliner, Basketball, Computerspiel, Taucherbrille,
Mikroskop ...“ Da hörte man seine Mutter nach ihm rufen: „Jasper, komm bitte
mal und räume dein Zimmer endlich auf! “ Seufzend stand Jasper auf und verließ
den Raum.
Die Gelegenheit war günstig! Husch, war Aggo flink wie ein Wiesel durch den
Fensterspalt ins Zimmer gehuscht. Neugierig kam er näher, stützte sich mit den
Vorderpfoten auf die Tischkante und schnupperte an Jaspers Wunschzettel. War
das vielleicht was Leckeres? Aggo hatte heute außer ein paar Wurzeln noch nichts
gefressen und fing an, am Papier zu knabbern. Nicht schlecht! Immer mehr von
Jaspers Wunschzettel wanderte in seinen kleinen Bauch. Plötzlich verzog Aggo
sein Gesicht. Es fing an in seinem Bauch zu rascheln, zu zwicken und zu zwacken.
Hatte er da in etwas Schlechtes gebissen? Zumindest war es wohl schwer verdaulich. Und in seinem Kopf schien es nun auch noch zu spuken: „Inliner, Basketball, Computerspiel, Inliner, Basketball, Computerspiel ...!
Immer wieder und wieder ertönten in seinem Kopf genau die Wünsche, die
er weggeknabbert hatte. -
Das hatte er nun davon! Jammernd hielt
sich das Erd-Murxel die Ohren zu.
Und nun kam auch noch der Junge
zurück. Aggo huschte aus dem
Fenster. Puh, das war gerade
nochmal gut gegangen.
Quelle: Deutsche Post AG, Marktkommunikation, Post und Schule, Bonn 2015
Eingestellt von Chiara Haupt