„Das Verhängnis des Dungeon Hunter VI“

Doch welchen Charakter sollte er nun auswählen? – ein Thema, das ihn schon die ganze Autofahrt beschäftigt hatte. Er entschied sich für den Menschenkrieger, den er nur selten spielte, um diesen „hochzuleveln“. Er hatte ja einen langen Tag vor sich, den er sich irgendwie vertreiben musste. Er arbeitete zwar auch, aber dies nahm ihn kaum in Anspruch. Als er auf „Play“ drückte, ergriff ihn ein wohlbekanntes Kribbeln und er tauchte in eine abenteuerliche Welt mit hinterhältigen Gnomen und tödlichen Drachen ab ...Gerade als er sich dem Endboss des Dungeon stellen wollte, riss ihn ein Piepen aus dem Geschehen. Er schielte über den Rand der mystischen Welt und somit auch über den Rand seines Smartphone-Bildschirms hinweg und drückte einen Knopf, ohne genau zu schauen, welcher es war, um nun endlich wieder dem Endboss gegenüber zu stehen. ... Er hatte den glorreichen Kampf nur knapp überstanden und war nun im vollen Rausch, während er die Überreste seines Gegners „lootete“.

 Doch schon wieder störte ihn ein lästiges Geräusch. Es war ein „hochfrequenziges“ Sirren, das man nicht überhören konnte. Plötzlich wurde ihm klar, dass es das Warnsignal war. Doch zur selben Zeit erschien eine Horde Goblins auf seinem Bildschirm. Er dachte: „Oh nein, ihr kleinen, dreckigen Zwerge, ihr werdet mich heute nicht um meine Belohnung bringen!“ Dann zog er seine mächtigen Streithammer und metzelte sie einen nach dem anderen nieder. Als er den letzten erwischt hatte, realisierte er wieder das Warnsignal und sah, dass  zwei Züge einander mit voller Geschwindigkeit näherten. Zu sehr in Rage, um sich zu konzentrieren, drückte er den Notrufknopf und zischte eine zügige unverständliche Warnung in das Mikrofon. Als dies abgeschlossen war, schloss er eine Powerbank an sein Handy mit nur noch 3 % Akku an und spielte weiter.

 Wenige Zeit später erreichte ihn die schreckliche Nachricht des Zugunglücks mit zwölf Toten. Er war zu langsam gewesen.